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Kinderbesuchsweg gestaltet

Einmaliges Projekt in NRW – Kontakt zu inhaftierten Eltern erleichtern


Kinderbesuchsweg gestaltet

Einladender und kindgerechter wirkt das neue gestaltete Spielzimmer der JVA Brackwede.

Handpuppen und die kleine Rabenfigur sind Sympathieträger für die Kinder.

Bielefeld. Schwere Türen mit Metallgitter, Wachpersonal, piepsende Schleuse, Abtasten durch einen Fremden, lange Gänge, jede Durchgangstür abgeschlossen. So erleben Kinder den Weg zu einem inhaftierten Elternteil. In der <link http: www.jva-bielefeld-brackwede.nrw.de index.php external-link-new-window external link in new>Justizvollzugsanstalt (JVA) Bielefeld-Brackwede ist er deutlich freundlicher und bunter geworden. Und am Ende wartet sogar ein nun kindgerecht gestaltetes Besuchszimmer.

„Die Tatsache, dass Vater oder Mutter im Gefängnis sind, ist schon belastend“ erläutert Melanie Mohme. Die Sozialpädagogin initiierte das in Nordrhein-Westfalen einmalige Projekt „Kinderbesuchsweg“.  Durch ihre langjährige Arbeit weiß sie um die Hindernisse, die den Kontakt zu Vater oder Mutter erschweren. Bei der Diakonie für Bielefeld arbeitet die Fachfrau im Bereich „Freiräume – für Kinder und ihre inhaftierten Eltern“, bietet unter anderem mit Eltern-Kind-Gruppen Möglichkeiten, die Beziehung zu stärken. Und sie kennt die Reaktionen der Vier- bis Fünfjährigen, die keine 40 Minuten auf einem hohen Stuhl an einem kahlen Tisch im sterilen Besuchsraum stillsitzen können. „Manche Kinder verweigern beim nächsten Mal den Besuch.“ Gemeinsam mit vier JVA-Mitarbeitern von der Besucherabteilung und vom Sozialdienst packte sie das Thema an.

Familiengerechter Umgang

„Die Idee war erst sehr umstritten“, räumt Robert Dammann, Anstaltsleiter der JVA Brackwede ein. Kinderfreundlichkeit  - wie passt das zum Charakter der Anstalt? Doch nun übernimmt das Bielefelder Gefängnis eine Vorreiterrolle in NRW und hat umgesetzt, was das neue Landesstrafvollzugsgesetz künftig vorgibt. Der Kontakt zu Angehörigen solle gefördert werden und es sei „der familiengerechte Umgang zum Wohl der minderjährigen Kinder zu gestalten“, heißt es darin.  Marc Korbmacher, Geschäftsführer der Diakonie für Bielefeld, ergreift deutlich Partei: „Wir nehmen die Perspektive der Kinder und deren Angehörigen ein.“ Die Arbeit der Projektgruppe sei etwas Besonders, betont er: „Eine gelungene Kooperation sehr unterschiedlicher Systeme.“ Eine Umfrage bei betroffenen Kindern, Ideensammlung in der Projektgruppe, Absprachen mit Verantwortlichen – das Projekt ist innerhalb weniger Monate gereift und umgesetzt worden.

Gefördert durch die <link http: johanneswerk.de de einrichtungen stiftung-mitleidenschaft startseite.html external-link-new-window external link in new>Stiftung mitLeidenschaft des Johanneswerks konnte das Material beschafft werden und die JVA-Werkstätten übernahmen zum Beispiel die Malerarbeiten.  Kinderstühle und -tisch im Wartebereich, Sitzkissen, Kuscheldecken und ein Spielteppich fürs Spielzimmer wurden angeschafft, Gardinen und verschiedene Deko-Elemente machen den Wartebereich am JVA-Eingang und den vorhandenen Wickelraum freundlicher. Selbst die, denen der jetzt eingeweihte „Kinderbesuchsweg“ zu Gute kommt, haben mitgewirkt. Die Kinder  malten fröhliche Bilder, bastelten Dekorationen und gestalteten Übertöpfe für Grünpflanzen.

Der kleine Rabe weist den Weg

Und eine sympathische Tierfigur hilft den kleinen Besuchern bei der Orientierung. Der schwarze Rabe hockt auf dem Tresen, sein Bild klebt an den Türen, die die Kinder passieren müssen und er weist den Weg über den Anstaltshof. Melanie Mohme und ihre Mitstreiter sind sehr zufrieden mit dem „Kinderbesuchsweg“, auch wenn sie sich von der einen oder anderen Idee aus Sicherheitsgründen verabschieden mussten. Der neu gestaltete Besucherbereich und seine Vorzüge haben sich unter den Inhaftierten herumgesprochen und das Interesse ist sehr groß. Neben der positiven Wirkung auf die kleinen Besucher setzen die Fachleute auf einen weiteren Effekt: Gute Kontakte zur Familie sind ein wichtiger Baustein für die Resozialisierung.