Von Monika Kophal (Neue Westfälische)
Die Liste der Forderungen ist lang: Mehr Räume, mehr Personal, mehr Geld und mehr Qualität – und zwar gesetzlich geregelt. Mit ihrer Broschüre „<link file:265 _blank download file>Für eine ausreichende Finanzierung der Offenen Ganztagsschulen in der Stadt Bielefeld“ will die Trägerkonferenz auf die Missstände in Bielefeld aufmerksam machen.
Im gesamten Stadtgebiet nehmen etwa 6.500 Grundschulkinder am OGS-Angebot teil. Das sind gerade einmal 55 Prozent, der Bedarf hingegen liegt laut Broschüre bei 75 Prozent. Und wenn die kommunalen Gelder nicht angehoben werden, klagen die neun Mitglieder der Trägerkonferenz, leidet auch die Qualität der bereits vorhandenen Plätze.
Für das laufende Schuljahr erhält ein Träger Landesmittel in Höhe von 965 Euro sowie 744 Euro aus der kommunalen Kasse. Insgesamt sind das 1.709 Euro pro Kind, pro Jahr. „Wir brauchen aber mehr“, sagt Carola Wolf von der Diakonie für Bielefeld. Genau genommen seien 2.978,81 Euro nötig, um eine entsprechende Qualität aufrechterhalten zu können. Mit den knapp 3.000 Euro pro Kind sollen laut Landesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege NRW folgende Standards gesichert werden: 25 Kinder pro Gruppe, eine Fachkraft mit 27,5, eine Ergänzungskraftmit 15 und Küchenpersonal mit 12,5 Wochenstunden. Zusätzlich soll die Leitung für fünf Stunden wöchentlich freigestellt werden. 1.000 Euro brauche man jährlich für Sachkosten. Hinzu kommen 10 Prozent der Gesamtkosten für die individuelle Nutzung.
In Anbetracht der steigenden Kosten für Personal, Material oder Miete, müssen laut Kirsten Hopster von der AWO, auch die Zuschüsse steigen. Zwar hebe das Land die Finanzierung jährlich um 1,5 Prozent, seit diesem Jahr um 3 Prozent an, die Stadt hingegen habe ihren Anteil im Schuljahr 2015/16 nur einmalig um 35 Prozent erhöht. Im Vergleich zu anderen Kommunen, so die Trägerkonferenz, zahlt Bielefeld wenig. „In Steinhagen haben die Träger 3.200 Euro pro Kind“, sagt Hopster.
Schulische Bildung gehört zu den Pflichtaufgaben von Städten und Gemeinden, heißt es in der Broschüre. Dazu gehören auch die Offenen Ganztagsschulen. „Auch wir müssen uns mit den Themen
Flüchtlingskinder und Inklusion auseinandersetzen“, sagt Wolf. Während Schulen Integrationsassistenten bewilligt bekämen, habe man im Offenen Ganztag Notstand.
Ein weiterer Aspekt, den die Trägerkonferenz bemängelt, ist die aktuelle Raumsituation – zum Beispiel beim Mittagessen. Laut Bericht braucht es bis zu fünf Essensschichten in einem Zeitfenster von 20 Minuten, um alle Kinder versorgen zu können. Unter solchen Bedingungen könne die Umsetzung pädagogischer Ziele nicht mehr gewährleistet werden.